GELESEN | Andreas Pflitsch & Dirk Steinhöfel: Irgendwo ...

Andreas Pflitsch Dirk Steinhöfel Irgendwo in der Tiefe gibt es ein Licht Irgendwo brennt ein Feuer im Eis Arena Sachbuch Rezension

Unter der Oberfläche geht's weiter.

Was es in Höhlen und an Vulkanen alles zu entdecken gibt, was Plattentektonik ist und vieles, vieles mehr, das beleuchten diese beiden prächtigen Bücher sehr anschaulich und kompetent. Aufbereitet als Erzählungen, in denen die Geschwister Jonas und Sophie alles so vermittelt bekommen, dass sie diese komplexen Vorgänge verstehen können. Im Folgenden könnt ihr einen Blick in die üppig ausgestatteten Bände werfen und erfahren, worum es genau geht. 

Darum geht es

Band 1: Irgendwo in der Tiefe gibt es ein Licht
Eine Erzählung über das Geheimnis der Höhlen  

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Jonas und Sophie leben in Deutschland und dürfen in den Ferien zum ersten Mal in die USA reisen, um ihren Urgroßvater Elias zu besuchen. Er ist Höhlenforscher und ein recht kauziger Typ. Was er alles weiß, beeindruckt die beiden sehr. Welche Arten von Höhlen es gibt, wie sie entstanden sind, warum Tropfsteine wachsen, welche Schätze die unterirdischen Welten bergen und jede Menge mehr. Er hat Spaß daran, den wissbegierigen Kindern davon zu erzählen. 

 

Und doch gibt es da ein Geheimnis, das er sein Leben lang nicht lüften konnte: ein unerklärliches Licht, das tief in einer Eishöhle leuchtet. Jonas und Sophie begleiten ihren Urgroßvater auf die spannende Expedition, bei der er das Rätsel der Eishöhle endlich lösen will. 

Band 2: Irgendwo brennt ein Feuer im Eis
Eine Erzählung über Vulkane, Gebirge und die Schätze der Erde    

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Im zweiten Band erhalten Jonas und Sophie eine Einladung von Tante Janis und Urgroßvater Elias nach Alaska. Doch er ist verschwunden, als die Kinder ankommen. Auf einer Art Schnitzeljagd folgen sie seinen Spuren in die Berge. Auf dem Weg dorthin erleben sie faszinierende Natur und erfahren jede Menge über Plattentektonik, die Entstehung von Gebirgen, über Vulkane und Gesteine. Sie entdecken den Urgroßvater schließlich in einer verlassenen Mine, in der er als junger Mann gearbeitet hat, in der Hoffnung, Gold zu finden. 

 

Während in Band 1 die Infos durch Elias zu Hause übermittelt werden und nur am Ende der Geschichte eine Expedition  in eine Höhle gemacht wird, ist Band 2 ein Roadmovie. Auf dem Suche nach dem verschwundenen Urgroßvater fahren die Kinder mit Tante Janis, die einmal Geologie studieren wollte, durchs Land. Die Sachinfos werden diesmal von ihr vermittelt und die Kinder sehen alles live, nicht nur auf Fotos. 

Lese(t)räumchen meint

Zwei wirklich außergewöhnliche Werke. Allein schon die Ausstattung: Großformatig (26 x 33 cm) und schwer sind sie, das liegt am sehr stabilem Einband und dem tollen dicken Papier. Die Gestaltung erweckt perfekt den Eindruck, als hielte man stattliche Alben in den Händen, die am Rand gebunden bzw. genietet sind. Die Ecken sind abgerundet, die Oberflächen teilweise mit matter, teilweise mit glänzender Folie beschichtet. Sehr edel und einfach richtig schön anzuschauen und anzufassen.

 

Und auch innen sind die Bücher außergewöhnlich. Sie sind aufgemacht wie Tagebücher eines Forschers: in 3D-Optik mit Fotos, Notizzetteln, Karten und Zeichnungen. Am Ende jedes Bandes erfährt man: Es sind die aufgeschriebenen Erinnerungen des Ich-Erzählers Jonas, sein Reisetagebuch sozusagen. Das ist natürlich eine enorme Leistung für einen vielleicht Zwölfjährigen und auch nicht bis in die letzte Kurve logisch, aber so viel dramaturgische Freiheit muss sein dürfen.

 

Das Konzept: Es gibt ja inzwischen unzählige Bücher, in denen wissenschaftliche Themen für Kinder aufbereitet werden und viele davon sind klasse gemacht. Diese hier unterscheiden sich von den anderen mir bekannten Sachbüchern insofern, als sie wirklich umfangreiches Wissen im Rahmen einer vollständigen Geschichte vermitteln. Das heißt: Die Infos werden in Dialogen erzählt. Das gibt Raum für Nachfragen der Kinder, was ein cleverer Kniff ist, um das Niveau einigermaßen kindgerecht einzupegeln.

 

Die Charaktere der knuddeligen, herzlichen Tante Janis und des knurrigen und etwas geheimnisvollen Urgroßvaters Elias Hope bieten den familiären Rahmen für die Abenteuer der beiden allein fernreisenden Kinder. Die Figur des Elias dient gleichzeitig dem Spannungsaufbau der Geschichten (Höhlenmysterium aufklären in Band 1 bzw. Urgroßvater finden in Band 2). 

 

Die Informationen, die in den Büchern enthalten sind über Höhlen in den USA bzw. über Plattentektonik im Allgemeinen und Vulkane in Alaska im Besonderen, sind wirklich umfangreich und gehen zum Teil sehr in die Tiefe und das nicht nur, wo es sich um Phänomene unter der Erde handelt. (Sorry, Kalauer.) Viel Input für die junge Leserschaft. 

 

Wie alt Jonas und Sophie sind, wird nicht verraten, vielleicht 12 und 8 im ersten Band*, würde ich anhand ihres Verhaltens und auch der Illus schätzen. Diese sind übrigens nicht von Hand gezeichnet, sondern am Computer entstanden. Ein ganz eigener Stil - faszinierend und absolut zum Thema passend, aber auch ziemlich erwachsen.

* Nachtrag: Dass Sophie tatsächlich acht Jahre alt ist, steht in Band 1, das hatte ich übersehen.

 

Die Altersempfehlung des Verlags ab 9 Jahre ist ohnehin einigermaßen ambitioniert. Etwas ältere Kinder haben bestimmt mehr davon. Und hätte es diese beiden Bücher schon gegeben, als ich vor elfundneunzig Jahren - auch sehr ambitioniert - im Erdkunde-Leistungskurs saß, hätten sie mich bestimmt auch dort ganz weit nach vorne gebracht; so ausführlich war garantiert kein Schulbuch. Und vor allem nicht mit so vielen großartigen und aktuellen Fotos bebildert, die ein Forscher direkt am Studienobjekt gemacht hat. 

 

Soll heißen: Wer sich für Geologie und Geografie interessiert und schon ein richtig großes Kind ist - also ein klassischer Lese(t)träumchen-Leser :) -, der kann hier auch bedenkenlos zugreifen; er wird sich ganz bestimmt nicht unterfordert fühlen.  

 

 

Und wer hat's erfunden? :) 

Zwei, die immensen Sachverstand und eine unglaubliche Liebe zum Detail in diese Bücher gesteckt haben.


Autor ist Prof. Dr. Andreas Pflitsch. Er lehrt in den Bereichen Geografie und Sicherheitsforschung und arbeitet als Spezialist für Höhlen- und U-Bahn-Klimatologie. Zu letzterem Thema habe ich ihn vor einigen Monaten in einer ZDF-Reportage in der Reihe "Terra X" gesehen und war total fasziniert, dass und was man in Hawaiianischen Lavahöhlen in Sachen U-Bahn forschen kann. Wirklich spannend! 

Andreas Pflitsch ist für seine Forschungsprojekte in der ganzen Welt unterwegs, vor allem in Alaska, in den Rocky Mountains und dem Mittleren sowie Süd-Westen der USA. Außerdem baut er auf Hawaii das Forschungszentrum zur Lava- und Eishöhlenforschung „Akeakamei“ auf. 

 

Grafiker und Illustrator beider Bände ist Dirk Steinhöfel. Wer schon einmal eigene Werke von ihm (auch als Autor) oder von ihm illustrierte Bildbände gesehen hat, wird seinen ganz besonderen Stil sofort wiedererkennen. Ich empfehle den Besuch seiner Website, auf der es viel zu sehen gibt! 

 

Hier ein Gruß der beiden für die Lese(t)räumchen-LeserInnen von der Frankfurter Buchmesse:

Andreas Pflitsch Dirk Steinhöfel Irgendwo in der Tiefe gibt es ein Licht Irgendwo brennt ein Feuer im Eis Arena Sachbuch Rezension Widmung Signatur

Fazit

Diese beiden Bücher sind super interessant und toll anzuschauen. Auch Erwachsene können hier richtig was lernen!


Steckbrief

Andreas Pflitsch Dirk Steinhöfel Irgendwo in der Tiefe gibt es ein Licht Arena Sachbuch Rezension

Irgendwo in der Tiefe gibt es ein Licht

Andreas Pflitsch

mit Illustrationen von Dirk Steinhöfel

 

Umfang: 48 Seiten

Preis: 19,99 Euro (Taschenbuchausgabe: 10 Euro)

Verlag: Arena

Altersempfehlung des Verlags: ab 9 Jahre

Erscheinungstermin: 1. Juni 2014

Andreas Pflitsch Dirk Steinhöfel Irgendwo brennt ein Feuer im Eis Arena Sachbuch Rezension

Irgendwo brennt ein Feuer im Eis

Andreas Pflitsch

mit Illustrationen von Dirk Steinhöfel

 

Umfang: 48 Seiten

Preis: 19,99 Euro

Verlag: Arena

Altersempfehlung des Verlags: ab 9 Jahre

Erscheinungstermin: 19. Juni 2017


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